Erste Bemühungen und Bestrebungen, die Qualität der Rinderzucht im südöstlichen Bayern zu steigern, gehen schon auf die Zeit vor 1850 zurück.

Durch einen Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn kam es ab 1891 zu einer verstärkten Einfuhr von Schlachtvieh aus der Nachbarmonarchie. Die Preise für inländisch erzeugtes Schlachtvieh gingen dadurch nach unten. Im Gegenzug wuchs das Bewusstsein, dass der Rinderzucht eine höhere Aufmerksamkeit zu schenken ist als bisher. Der bayerische Staat setzte für die Erreichung dieses Ziels ab 1893 einen eigenen Landesinspektor für Tierzucht, Dr. Vogel, ein. Auf dessen Anregung hin wurde 1894 die Pinzgauer Viehzuchtgenossenschaft auf dem Samerberg gegründet. Es war die erste Viehzuchtgenossenschaft überhaupt.

Am 29. August 1896 versammelte sich eine große Anzahl Rinderzüchter in Traunstein und gründeten die Bezirkszuchtgenossenschaften Traunstein, Trostberg, Prien, Teisendorf, Laufen, Reichenhall und Berchtesgaden und beschlossen den Zusammenschluss dieser Genossenschaften und der Genossenschaft Samerberg zum Verband für Reinzucht des Pinzgauer Rindes in Oberbayern mit Sitz in Traunstein.

 

 

In Folge des Handelsvertrages von 1891 und durch die Eisenbahnverbindung München – Salzburg wurden zu jener Zeit wieder verstärkt Pinzgauer Stiere im südlichen Zuchtgebiet eingesetzt. Pinzgauer Zuchtstiere waren in Österreich wesentlich günstiger als die großrahmigen Stiere der Miesbacher Simmenthaler Rasse, welche auch noch höhere Ansprüche an das Futter stellten. Als Dreinutzungsrasse brachte das Pinzgauer Rind neben Milch und Fleisch auch noch die Zugleistung mit. So kauften beispielsweise Bauern um Laufen junge, noch nicht zugtaugliche Tiere in Österreich, richteten sie ab und verkauften sie als Zugochsen in mittel- und norddeutsche Ackerbaugebiete, da hier eine sehr hohe Nachfrage nach solchen Tieren bestand. Während das südliche Zuchtgebiet sich auf die Pinzgauer spezialisierte, setzten die Bauern im Norden des Traunsteiner Zuchtgebietes (Trostberg, Tittmoning) verstärkt auf die Miesbacher Simmenthaler.

Ein Ziel im Verband war es auch, möglichst viele Zuchttiere zu verkaufen. Um dies zu ermöglichen, wurden von den einzelnen Zuchtgenossenschaften Jungvieh-Almen gekauft oder gepachtet. So konnten die Bauern den Sommer über das Jungvieh auf den Almen weiden. 1898 wurde die Großrechelberg-Alm bei Unterwössen von der Zuchtgenossenschaft Traunstein gekauft. Im Jahre 1905 wurde der Hallwegenhof in Ruhpolding gekauft.

Um die Reinzucht im Zuchtgebiet weiter voranzutreiben, entschloss man sich, 1901 auf dem Hochberg eine Stieraufzuchtstation zu errichten, um die einzelnen Zuchtgenossenschaften mit Stieren zu versorgen. 1909 wurde sie auf einen, auf der Wartberghöhe gelegenen Hof verlegt, welcher im folgenden Jahr vom Verband erworben wurde.

Bereits im Jahr 1910 begann der Pinzgauer Zuchtverband mit der freiwilligen Milchleistungsprüfung. Vier Jahre später beteiligten sich lediglich 13 Betriebe mit 64 Kühen an dieser Maßnahme. Dies lag daran, dass die Fleisch- und Arbeitsleistung bis zum Ende des 1. Weltkrieges erheblich einträglicher und damit wichtiger war als die Milchleistung der Kühe. Sowohl in der Fleisch- (durch die Marmorierung) als auch in der Arbeitsleistung hatte das Pinzgauer Rind enorme Vorteile gegenüber anderen Rassen. Darin liegt auch die Ursache für den verspäteten Wechsel zur Leistungszucht bei den Pinzgauern begründet.

Während des 1. Weltkrieges wurde der Rinderzuchtverband mit der Fleischbeschaffung im Verbandsgebiet beauftragt. Die Erlöse aus diesen Geschäften flossen in den Kauf von verschiedenen Gütern. 1916 konnte die Jungviehalm Neuhaus, ein Jahr später der Weidehof Wimm und wieder ein Jahr später der Verbandshof Geißing gekauft werden.

Mit dem Ziel den Selektionsdruck zu erhöhen, wurde 1926 die Milchleistungsprüfung in allen Verbandsbetrieben Voraussetzung für die Mitgliedschaft. Zehn Jahre später führten die Nationalsozialisten mit der Reichsnährstandsorganisation für alle Betriebe mit mehr als drei Kühen die Pflichtmilchkontrolle ein und gründeten den späteren Landeskontrollverband Bayern.

Durch den Verkauf des Verbandshofes in Geißing, konnte 1940 das Tierzuchthaus auf der Wartberghöhe errichtet werden. Auch die nicht mehr genutzte Stieraufzuchtstation wurde verkauft.

Nach dem zweiten Weltkrieg brachte die wieder errichtete Staatsgrenze zwischen Bayern und Österreich tiefgreifende Probleme für die Pinzgauer Zucht. Die TBC-, Bruccelose- und Bang-Bekämpfung und der gleichzeitige Leistungsdruck waren für die zu kleine, nicht auf Leistung gezüchtete Pinzgauerpopulation zu groß. 1954 wies die Rassestatistik noch 63% Pinzgauer, 34% Fleckvieh und 3% sonstige Rassen aus. 1970 zeigte die Rassestatistik mit 76% Fleckvieh, 10,5% Pinzgauer und 13,5% sonstige Rassen ein vollkommen anderes Bild.

Nach jahrelangem Bemühen, konnte 1959 eine eigene Versteigungshalle für das Traunsteiner Zuchtgebiet eingeweiht werden. Durch die Verschiebung der Rasseanteile musste zunehmend auch auf das Fleckvieh eingegangen werden. 1961 tat man dies zum ersten Mal im Rahmen einer Chiemgauer Fleckviehschau. Schon zehn Jahre später erfolgte der Beschluss auf einer Jahreshauptversammlung, den Pinzgauer Zuchtverband in Rinderzuchtverband um zu benennen.

Durch den 1969 eingeführten Kälbermarkt und auch wegen den Zuchtviehmärkten wurde die bisherige Versteigungshalle zu klein und man entschied sich für einen Neubau nur wenige Straßen weiter. 1975 konnte die Chiemgauhalle eingeweiht und so den wachsenden Auftriebszahlen gerecht werden. Für die Finanzierung wurde unter anderem der Weidehof in Neuhaus verkauft.

1989 formierten sich die Jungzüchter mit dem Ziel der fachlichen und züchterischen Fortbildung.